Peroxidvernetzung

Peroxide sind reaktive Vernetzungschemikalien, die in der Gummiverarbeitung stabile, temperatur- und chemikalienbeständige Elastomerstrukturen ohne Schwefelbrücken erzeugen.

Peroxidvernetzung ist eine Art der Vulkanisation, bei der Peroxide als Vernetzungschemikalien eingesetzt werden. Anwendung findet die Peroxidvernetzung insbesondere in der Herstellung von hitze- und medienbeständigen Elastomeren sowie grundsätzlich von Elastomeren, die aufgrund der fehlenden Doppelbindung nicht schwefelvernetzbar sind, wie HNBR, FKM oder Silikonen (VMQ, FVMQ).

Wie funktioniert die Peroxidvernetzung?
Organische Peroxide zersetzen sich bei Hitze in freie Radikale, die Wasserstoffatome aus den Polymerketten herauslösen. Die so aktivierten Stellen der Polymerketten verbinden sich zu dauerhaft vernetzten Strukturen. Peroxide benötigen eine exakte Temperaturführung (typisch: 160 – 200 °C), da sie sonst entweder nicht reagieren oder zu früh zerfallen.

Typische Peroxidtypen:
– Dicumylperoxid (DCP)
– Benzoylperoxid (BPO)
– t-Butyl-Peroxide
– Spezialperoxide für niedrige Zersetzungstemperaturen oder lange Topfzeiten
Sie werden in reiner Form oder als Masterbatch in die Gummimischung eingebracht und meist mit Co-Vernetzern oder Stabilisatoren kombiniert.

Vorteile:
– Hohe Temperaturbeständigkeit
– Hohe Alterungs- und Medienbeständigkeit
– Homogene Vernetzung auch bei dickwandigen Teilen
– Keine Schwefel-Emissionen

Nachteile:
– Höhere Kosten als bei Schwefelvernetzung
– Geringere Elastizität als bei Schwefelvernetzung

Anwendungen peroxidisch vernetzter Gummis:
– Dichtungen, O-Ringe, Federelemente mit hoher Temperatur- und Medienbeständigkeit
– Gummi-Metall-Verbundteile in Öl- oder Kraftstoffumgebung
– Medizin- und Elektrotechnik mit Silikon-Elastomeren
– Sondercompounds für Dampf, Bremsflüssigkeit oder aggressive Medien